Predigt vom 02.02.2025 - Pastorin Angela Walther

Predigt vom 02.02.2025 - Pastorin Angela Walther

Predigt vom 02.02.2025 - Pastorin Angela Walther

# Predigten

Predigt vom 02.02.2025 - Pastorin Angela Walther

Predigttext: 2 Mose 3,1-8

Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4Als aber der Herr sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!

6Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7Und der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt... 

Instrumentalmusik

Liebe Gemeinde, wann haben Sie eigentlich ihren Tannenbaum rausgeworfen? Neulich sagte mir jemand: „Meiner kommt immer schon am 1. Januar raus. Da fängt das neue Jahr an. Da will ich von Weihnachten nichts mehr wissen.“ Unser Baum stand bis kurz nach dem Dreikönigstag. Auch im neuen Jahr noch haben wir die Lichterkette angeschaltet und uns daran erfreut. Aber dann stand die Tannenbaumabfuhr im Kalender und auch innerlich in mir spürte ich: Langsam wurde es Zeit. So schön der Baum, die Pyramide, die Sterne am Fenster und die ganze Deko gewesen waren, so sehr drängte es mich jetzt, es wieder wegzuräumen. Irgendwann ist es gut! Ich sehnte mich wieder nach besserer Durchsicht an den Fensterscheiben und Platz auf den Regalen. Nach Besinnlichkeit und Kerzenschein meldete sich der Wunsch in mir, Alltag wieder in den Blick nehmen.

Petrus, Jakobus und Johannes wollen das nicht, als sie mit Jesus auf dem Berg sind. Nur nicht wieder runter vom Berg! Nur nicht wieder in ihr altes Leben zurück! Es ist so schön, merkwürdig und unbeschreiblich, dem Heiligen ganz nah zu sein, dass sie einfach nur im Moment bleiben wollen, am liebsten Hütten bauen. Doch das geht nicht. Sie müssen weiter. Sie können nicht immer dortbleiben, mit dem verklärten Jesus, Mose und Elias auf dem Berg. Auch wenn es ganz anders ist, ein wenig ist es doch wie mit anderen besonderen Ereignissen. Wenn immer Weihnachten wäre, wäre es nichts Besonderes mehr. Da zu verharren, ist nicht möglich. Danach muss man weiter.

So ging es auch Mose am brennenden Dornbusch. Gott ist da, höchstpersönlich! Gott spricht zu ihm. Der Busch verbrennt nicht. Der Boden, auf dem er steht, ist heilig. Was für ein Erlebnis, intensiv, aufwühlend und außerordentlich! Vermutlich lässt sich so etwas nicht lange aushalten. Mose drängt es: Er muss weg! Wieder los. An dem Ort in Midian, wo er bei seinem Schwiegervater Zuflucht gefunden hatte, mag er nicht länger blieben. Nun ist er bereit, will sich seinem Auftrag stellen: Zurück zum Pharao, Druck machen und endlich das Volk befreien.

Ich kann nicht in Moses Schuhen gehen, die sind mir viel zu groß. Nichts, was ich erlebt habe, ist vergleichbar mit dem, was Mose in der Wüste am Horebberg erfuhr. Doch auch ich muss weiter. Zu Weihnachten brannte bei mir kein Dornbusch. Nur die kleinen LED–Lichter funkelten am Tannenbaum. Ein Wunder war das nicht gerade. Trotzdem. An trüben Tagen konnte selbst meine kleine Lichterkette eine besondere Atmosphäre schaffen, die mich an Gott denken ließ. Er lässt Licht in der Dunkelheit leuchten, so heißt es doch von ihm.

Nach dem Kirchenjahreskalender reicht die Weihnachtszeit bis heute. Das wissen wohl die wenigsten von uns. Wer feiert die Weihnachtszeit schon bis heute? Trotzdem finde ich es wichtig, zu fragen: Was bleibt mir von dieser besonderen Zeit? Was von der Botschaft von Weihnachten nehme ich mit in meinen Alltag im nicht mehr ganz so neuen Jahr 2025?

Manchmal gibt es Momente, da sehe ich völlig klar. Da scheint mein Leben in ein besonderes Licht getaucht. Und Gott fühle ich dann ganz nah. Da weiß ich, wer ich bin und wohin ich gehe. Bergerfahrungen sind das, die mich herausheben aus dem Trott meines Alltags. Bergerfahrungen, die mir Weitsicht geben und Überblick.*

Wann sind Sie das letzte Mal auf einem Berggipfel gewesen? Wo war das? Im Urlaub? Vielleicht in den Alpen?

Die Tage zwischen den Jahren haben wir als Familie diesmal in der Rhön verbracht. Das Highlight war ein Ausflug zur Wasserkuppe, der höchsten Erhebung der Region, 950 Meter ü. N.N. Dort oben: Weiter Blick. Schnee. Sonnenglanz. Weites Blau. Hohe, weiße Wolken. Gleitschirmflieger, die den Sprung in den Himmel wagen. Menschen, die mir wichtig sind, um mich herum. Warmer Kakao aus der Thermoskanne, den meine Schwägerin uns gekocht hat.

Lange waren wir nicht oben. Doch es reichte. Dort oben konnte ich tief durchatmen. Vergessen waren Stress und Trubel, die unser Weihnachtsfest eben auch mit sich gebracht hatte. Vergessen in diesen Stunden die Sorge um Weltpolitik, Frieden oder die bevorstehende Bundestagswahl, die mich sonst täglich begleiten. Wie wird die Zukunft sein? Werden wir in Freiheit leben? Wie geht es weiter mit unserer Demokratie? Welche Werte werden in unserer Gesellschaft gelebt werden?

So wichtig es gerade vor der Bundestagswahl ist, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen, um eine verantwortliche Wahlentscheidung zu treffen, so hilft es weiter, wenn ich aus dem Kopfzerbrechen nicht mehr rauskomme. Es braucht auch diese Auszeiten, Bergzeiten, wo ich heraustrete aus meinen Bezügen und mich dessen vergewissere, der mich trägt und hält. Es tut gut, an einem besonderen Ort zu sein, dem Himmel ganz nah. Das gibt das Gefühl: Gott ist da! Er steht über mir und hält mich und die Welt und die Sorgen, trotz allem, was ich momentan an dieser Welt nicht verstehe. Auch wenn vielleicht nicht alles gut wird.

Von einem lichtreichen Erlebnis erzählt der letzte Sonntag nach Epiphanias. Jesus erstrahlt plötzlich hell. Die Jünger sehen ihn anders als sonst, verklärt. Die Jünger verstehen: Jesus ist Sohn Gottes. Petrus befindet: „Hier ist gut sein!“ Und gleich will er Hütten bauen. Er und die Jünger sind ergriffen von Gott, wie Mose, den Gott aus dem Feuer heraus anruft. Doch bei einem solchen Ereignis kann niemand stehen bleiben. Jeder muss in den Alltag zurück. Oft bedeutet das auch zurück ins Leid. Aber es wird anders sein als zuvor. Denn sie nehmen einen hellen Abglanz mit, der Mut macht, weiter in Gottes Licht zu leben.*

Lass uns Hütten bauen. Auf dem Berg bleiben. Nur nicht wieder runter gehen. Ein wenig verstehe ich die Jünger. Ahnen sie schon, was sie da unten erwartet? Ihr Weg wird sie und Jesus schließlich nach Jerusalem führen. Da erwartet sie erstmal nichts Gutes. Nach der fröhlichen Begrüßung mit Palmen und Hosianna folgen für Jesus Verhaftung und Gefangennahme. Sein Weg führt ans Kreuz. Doch sein Tod wird nicht das letzte Wort haben.

Weihnachten ist vorüber. Wir gehen auf Ostern zu. Wir werden feiern, dass Jesus auferstanden ist. Dass Gottes lebensschaffende Kraft größer ist als alle destruktiven Mächte dieser Welt. Am Ende wird Gott das letzte Wort haben, auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer so scheint. Um daran glauben zu können, braucht es Stärkung von Gott, braucht es Bergerfahrungen.

Berggipfel sind in Bremen schwer zu finden. Macht nichts. Geht auch ohne! Was sind deine Bergerfahrungen? Ein Gebet? Stille, vielleicht hier in dieser Kirche? Gott spüren in der Natur? Der Blick in den Himmel? Einen Kakao trinken mit Menschen, die dir Mut machen? Die Erinnerung an ein gemeinsames Fest?

Weihnachten ist vorüber. Wer richtig in Weihnachtsstimmung war, konnte vielleicht etwas spüren von Gottes Wärme in dieser Welt, etwas erahnen vom himmlischen Lichterglanz, den Frieden erträumen, wie Gott ihn uns eigentlich erdacht hat. Vielleicht kann uns dieses Gefühl weiterbegleiten?

Als Gedankenstütze: Vielleicht ein Lieblingsstück der Weihnachtsdeko nicht bis zum nächsten Jahr im Karton verstauen, sondern stehenlassen: Ein Fröbelstern. Eine Krippenfigur. Ein kleiner Stern am Fenster?

Denn Gottes Licht leuchtet. Es scheint auch in unsere Welt. Amen.


 * In diesem mit Sternchen markierten Absatz habe ich jeweils wenige Formulierungen, z.T. leicht abgeändert übernommen von: 

 https://kirchenjahr-evangelisch.de/letzter-sonntag-nach epiphanias/

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